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Herr Özazman, welchen Einfluss haben Sie als Leiter des Portfoliomanagements auf die Performance der Kunden?
Wir haben einen direkten Einfluss, weil wir für die Asset Allocation verantwortlich sind. Wir ziehen die ökonomischen Betrachtungen ein, haben langfristig einen strategischen und kurzfristig einer mehr taktischen Ansatz.
Wo beginnt bei Ihnen die Asset Allocation? Wo hört sie auf?
Für die Zusammenstellung haben wir ein Komitee, das aus je einer Person aus den Bereichen Obligationen, Aktien, Alternative Investments und Währungen besteht. Daraus erstellen wir ein Gesamtbild. Wir ergänzen diese Sitzungen mit internen Meetings mit unseren Relationship Managern, wenn wir unsere Ansichten anpassen. Unser Komitee trifft sich auf Wochenbasis. Wir ändern die Asset Allocation nicht täglich, obwohl wir 2016 von vielen unerwarteten Events konfrontiert wurden - sowohl politisch als auch ökonomisch.
Pflegen Sie enge Verbindungen mit den Büros im Ausland?
Ja, wir tauschen uns wöchentlich mit Dubai und Singapur via Telefonkonferenz aus. Wir decken Asien mit zwei Analysten vor Ort ab. Der «Think Tank» ist in Genf; hier kreieren wir das grosse Bild. Das wird je nach Bedürfnis der Kunden umgesetzt.
Wie wählen Sie Ihre Fonds aus?
Wir arbeiten mit einer offenen Architektur und wählen unsere Fonds unabhängig aus. Die zur Gruppe gehörenden Fonds von RAM Active Investments arbeiten nach einem systematischen Ansatz. Wenn wir glauben, dass ein anderer Fonds besser ist, nehmen wir ihn. Wir müssen Performance bringen.
Sie setzen auf Direktanlagen und Fonds. Wann setzen Sie ETFs ein?
Wir berücksichtigen jede Möglichkeit zum Investieren. Dazu gehören aktive, passive und Einzel-Anlagen. Manchmal können wir kein passendes Investmentvehikel für unsere Ideen finden. Dann können wir einen Sektor auch mit einem ETF spielen. Wenn wir Value gewichten, nehmen wir eher ein Fonds, der auf dieses Thema spezialisiert ist.
Nutzen Sie auch Strukturierte Produkte?
Ja, diese haben wir 2016 auch eingesetzt, um von der hohen Volatilität zu profitieren. Oder auch Partizipationsprodukte mit Barrieren, um Risiken abzusichern. Wir arbeiten in diesem Bereich mit fünf bis sechs Partnern zusammen - je nach Nachfrage der Kunden.
Was machen Sie besser als andere respektive was unterscheidet Sie?
Wir sind eine Boutique, die sehr nahe bei den Kunden ist. So können wir ihnen einen spezialisierten Service bieten, egal wie viel Vermögen sie mitbringen. Ausserdem bieten wir auch steuerkonformen US-Personen unsere diversifizierten Anlagelösungen mit der unabhängigen Zweigniederlassung REYL Overseas Ltd in Zürich und Dallas (Texas) an. Unsere Bank verfügt über einen CEO mit einem guten strategischen Weitblick. Er hat die Bank in den letzten Jahren konsequent diversifiziert. Mit der Abteilung Corporate Advisory agieren wir als kleine Investmentbank in Bereichen wie Distressed Debt oder Kapitalrestrukturierungen. Wir sind auch in den Bereichen Corporate & Family Governance, Asset Services sowie Asset Management tätig.
Haben Sie eine heisse Empfehlung für 2017?
Die Anlagestars der letzten Jahre - Growth, Momentum und Qualität - kommen unter Druck. Auf der Gegenseite gibt es mit Banken und Energie zwei Verlierer-Sektoren, die plötzlich wieder gefragt sind. Wir werden bei Bankaktien sehr selektiv und bevorzugen Versicherungen. Einzig einige US-Banken finden wir interessant. Schweizer Banken haben mit den Negativzinsen einen schweren Stand. Der Energiesektor könnte dagegen eine gute Quelle für ein Upside darstellen. So oder so müssen wir 2017 kurzfristig beobachten, ob Donald Trump seine Ideen umsetzen kann.
Können Sie mit Anleihen noch Geld verdienen?
Die Anleihenmärkte sind weiter unter Druck. Seit sieben Jahren hatten wir einen stabilen Trend mit einem dauernden Rückgang der Zinssätze. Das wird sich nun ändern und daher verkürzen wir die Duration. Wenn die US Treasuries wieder drei Prozent rentieren, sind sie für einen Kauf wieder attraktiv. Nun wird plötzlich überall von Inflation gesprochen. Sie zeigt sich schon, wie gewisse Indikatoren in den USA oder in China zeigen. Parallel dazu haben sich die Öl-Preise wieder etwas erholt.
Wie präsentiert sich Ihr genereller Ausblick für Aktien?
Der aktuelle Zustand der Weltkonjunktur rechtfertigt ein höheres Aktienrisiko als 2016. Bei den Aktien werden wir das US-Exposure erhöhen, sobald sich ein guter Einstiegszeitpunkt ergibt. Es ist ein Aktiengewinn-Wachstum von acht Prozent zu erwarten, was beachtlich ist. Die Politik von Donald Trump wird tendenziell die Unternehmenssteuern reduzieren, was den US-Aktien zusätzlich hilft. Ob der neue US-Präsident stärker gegen Mexiko oder China vorgehen will, wissen wir nicht. Aber er wird sicher die inländischen Unternehmen bevorzugen.
Setzen Sie auch auf Schwellenländer?
Wir sind neutral, weil sie sich stark entwickelt haben. Mit dem stärkeren US-Dollar und den steigenden Zinsen wird es schwieriger, obwohl die Bewertungen günstig sind. Die grossen Zuflüsse können rasch drehen. Interessant wird zu beobachten sein, dass Brasilien und Russland 2017 die Rezession hinter sich lassen können.
Was halten Sie von Japan?
Der Markt profitiert von der Schwäche des Yen, was zu einer Erhöhung der Gewinne pro Aktie führt. Der Fokus der Unternehmen auf den «Return on Equity» wird die aktionärsfreundliche Praxis weiter unterstützen. Japan ist auch wegen der politischen Stabilität und dem Einfluss der Massnahmen interessant. Eine Aktienprämie für politische Events gibt es in Japan nicht.
Wie betrachten Sie Europa?
Wegen den politischen Unsicherheiten ist es für einen Einstieg noch zu früh. Die kommenden Wahlen in Deutschland und Frankreich sorgen zusammen mit der Konsolidierung in Grossbritannien wegen dem Brexit für grosse Unsicherheiten. Die Bewertungen sind günstig, aber wir brauchen mehr Klarheit. Und es braucht einen Katalysator.
Setzen Sie auf Gold?
Die Konsequenzen von steigenden Zinsen und US-Dollar sind nicht gut für das Gold. Der Preis befindet sich seit November unter Druck. Nur für das Risiko-Management als Absicherung gegen geopolitische Risiken ist Gold ein Thema. Weil die Aktienmärkte sich überraschend gut entwickelten, wäre momentan unter 1’150 US-Dollar kein schlechter Einstiegspunkt.
Was sind Ihre Empfehlungen für Schweizer Aktien?
Schweizer Aktien sind ein «seltsame Tier». Sie haben sich schlechter entwickelt als der EURO STOXX 50, den sie normalerweise outperformen in einem wenig «tragenden» Umfeld. Der Banken-, Gesundheits- und Luxussektor ist unter Druck, was sich stark im Index auswirkt. Nestlé war in diesem Umfeld auch nicht so stabil. Mit den höheren Zinsen wird es nicht einfacher. Wir bevorzugen Adecco als Value Player und LafargeHolcim, das von zunehmender Bautätigkeit profitiert. Swiss Re nutzen wir als Absicherung gegen steigende Zinsen.