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Ist Wachstum nachhaltig? Spätestens in den 1970er-Jahren haben wir erkannt, dass wir in einer Welt begrenzter Ressourcen leben. Diese Rohstoffknappheit führt unweigerlich zu einem Verlust an Wirtschaftsdynamik, die nicht nur auf die newtonsche mechanistische Sichtweise reagiert, sondern ganz im Gegensatz dazu dem Gesetz der Entropie und insbesondere dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamikfolgt. Daher kann Wachstum nur aufrechterhalten werden, wenn es das natürliche Kapital erhält und ökologische und soziale Dimensionen über seine wirtschaftliche Komponente hinaus integriert. Dieses Wachstum ist nichts anderes als die nachhaltige Entwicklung, d. h. „eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der Gegenwart entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“.
Seit dem Brundtland-Bericht von 1987 und dem Weltgipfel von Rio 1992 ist die nachhaltige Entwicklung ein wichtiges Thema: Bis 2030 werden 380 Millionen neue Jobs geschaffen, was einem Wert von 12000 Milliarden Dollar entspricht. Für die Befürworter sowohl einer moderaten als auch einer konsequenten Nachhaltigkeit spielt Innovation eine zentrale Rolle und ist untrennbar mit der nachhaltigen Entwicklung verbunden. Diese auch als Öko-Innovationen bezeichnete nachhaltige Entwicklung ist ein strategischer Treiber für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und ermöglicht es ihnen, die Kosten zu senken, sich neue Wachstumsperspektiven zu erschliessen und über den Nachweis ihrer wirtschaftlichen Relevanz ihr Image gegenüber ihren Kunden zu verbessern. Die Nachhaltigkeit überschreitet geografische Grenzen und ist zu einem internationalen Phänomen geworden. Die Europäische Union stellte am 8. März 2018 ihren Aktionsplan zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums vor. Dieser Fahrplan verfolgt drei Ziele: Umlenkung der Kapitalströme hin zu einer nachhaltigeren, integralen Wirtschaft, Integration der Nachhaltigkeit in das Finanzrisikomanagement, Förderung von Transparenz und nachhaltigen Investitionen. Da Europa gegenüber seinen Zielen für 2030 ein jährliches Investitionsdefizit von fast 180 Milliarden Euro ausweist, will die Europäische Kommission den Finanzsektor grundlegend umgestalten, damit diese wichtige Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung das Vorankommen der nachhaltigen Entwicklung fördert. Durch die Förderung der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) bei Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen vereinen sich Finanzwelt und Nachhaltigkeit und schaffen somit die sogenannte nachhaltige Finanzierung.