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Aktualität

2017/01/27
Die Anlagestars der letzten Jahre kommen unter Druck - Interview mit Cédric Özazman

Herr Özazman, welchen Einfluss haben Sie als Leiter des Portfolio­mana­gements auf die Performance der Kunden?

Wir haben einen direkten Einfluss, weil wir für die Asset Allocation verant­wortlich sind. Wir ziehen die ökono­mischen Betrach­tungen ein, haben lang­fristig einen strate­gischen und kurz­fristig einer mehr taktischen Ansatz.

Wo beginnt bei Ihnen die Asset Allo­cation? Wo hört sie auf?

Für die Zusammen­stellung haben wir ein Komitee, das aus je einer Person aus den Bereichen Obliga­tionen, Aktien, Alter­native Invest­ments und Währungen besteht. Daraus erstellen wir ein Gesamt­bild. Wir ergänzen diese Sitzungen mit internen Meetings mit unseren Rela­tionship Managern, wenn wir unsere Ansichten anpassen. Unser Komitee trifft sich auf Wochen­basis. Wir ändern die Asset Allo­cation nicht täglich, obwohl wir 2016 von vielen uner­war­teten Events konfrontiert wurden - sowohl politisch als auch öko­nomisch.

Pflegen Sie enge Verbin­dungen mit den Büros im Ausland?

Ja, wir tauschen uns wöchentlich mit Dubai und Singapur via Telefon­konferenz aus. Wir decken Asien mit zwei Ana­lysten vor Ort ab. Der «Think Tank» ist in Genf; hier kreieren wir das grosse Bild. Das wird je nach Bedürfnis der Kunden umgesetzt.

Wie wählen Sie Ihre Fonds aus?

Wir arbeiten mit einer offenen Archi­tektur und wählen unsere Fonds unab­hängig aus. Die zur Gruppe gehö­renden Fonds von RAM Active Invest­ments arbeiten nach einem systema­tischen Ansatz. Wenn wir glauben, dass ein anderer Fonds besser ist, nehmen wir ihn. Wir müssen Perfor­mance bringen.

Sie setzen auf Direkt­anlagen und Fonds. Wann setzen Sie ETFs ein?

Wir berück­sichtigen jede Möglich­keit zum Inves­tieren. Dazu gehören aktive, passive und Einzel-Anlagen. Manchmal können wir kein passendes Invest­ment­vehikel für unsere Ideen finden. Dann können wir einen Sektor auch mit einem ETF spielen. Wenn wir Value gewichten, nehmen wir eher ein Fonds, der auf dieses Thema spezia­lisiert ist.

Nutzen Sie auch Struktu­rierte Produkte?

Ja, diese haben wir 2016 auch eingesetzt, um von der hohen Volati­lität zu profi­tieren. Oder auch Partizi­pations­produkte mit Barrieren, um Risiken abzu­sichern. Wir arbeiten in diesem Bereich mit fünf bis sechs Partnern zusammen - je nach Nachfrage der Kunden.

Was machen Sie besser als andere respek­tive was unter­scheidet Sie?

Wir sind eine Boutique, die sehr nahe bei den Kunden ist. So können wir ihnen einen spezia­li­sierten Service bieten, egal wie viel Vermögen sie mit­bringen. Ausserdem bieten wir auch steuer­konformen US-Personen unsere diver­sifi­zierten Anlage­lösungen mit der unabhän­gigen Zweig­nieder­lassung REYL Overseas Ltd in Zürich und Dallas (Texas) an. Unsere Bank verfügt über einen CEO mit einem guten strate­gischen Weit­blick. Er hat die Bank in den letzten Jahren konsequent diversi­fi­ziert. Mit der Abteilung Corpo­rate Advi­sory agieren wir als kleine Invest­ment­bank in Bereichen wie Distressed Debt oder Kapital­restruk­turie­rungen. Wir sind auch in den Bereichen Corpo­rate & Family Gover­nance, Asset Services sowie Asset Mana­gement tätig.

Haben Sie eine heisse Empfehlung für 2017?

Die Anlage­stars der letzten Jahre - Growth, Momentum und Qualität - kommen unter Druck. Auf der Gegen­seite gibt es mit Banken und Energie zwei Verlierer-Sektoren, die plötzlich wieder gefragt sind. Wir werden bei Bank­aktien sehr selektiv und bevorzugen Versiche­rungen. Einzig einige US-Banken finden wir interessant. Schweizer Banken haben mit den Negativ­zinsen einen schweren Stand. Der Energie­sektor könnte dagegen eine gute Quelle für ein Upside darstellen. So oder so müssen wir 2017 kurz­fristig beobachten, ob Donald Trump seine Ideen umsetzen kann.

Können Sie mit Anleihen noch Geld verdienen?

Die Anleihen­märkte sind weiter unter Druck. Seit sieben Jahren hatten wir einen stabilen Trend mit einem dauernden Rückgang der Zins­sätze. Das wird sich nun ändern und daher verkürzen wir die Duration. Wenn die US Treasuries wieder drei Prozent rentieren, sind sie für einen Kauf wieder attraktiv. Nun wird plötzlich überall von Inflation gesprochen. Sie zeigt sich schon, wie gewisse Indika­toren in den USA oder in China zeigen. Parallel dazu haben sich die Öl-Preise wieder etwas erholt.

Wie präsentiert sich Ihr genereller Ausblick für Aktien?

Der aktuelle Zustand der Welt­kon­junktur recht­fertigt ein höheres Aktien­risiko als 2016. Bei den Aktien werden wir das US-Exposure erhöhen, sobald sich ein guter Einstiegs­zeit­punkt ergibt. Es ist ein Aktien­gewinn-Wachstum von acht Prozent zu erwarten, was beachtlich ist. Die Politik von Donald Trump wird tendenziell die Unter­nehmens­steuern redu­zieren, was den US-Aktien zusätzlich hilft. Ob der neue US-Präsident stärker gegen Mexiko oder China vorgehen will, wissen wir nicht. Aber er wird sicher die inlän­dischen Unter­nehmen bevorzugen.

Setzen Sie auch auf Schwellen­länder?

Wir sind neutral, weil sie sich stark entwickelt haben. Mit dem stärkeren US-Dollar und den steigenden Zinsen wird es schwieriger, obwohl die Bewer­tungen günstig sind. Die grossen Zuflüsse können rasch drehen. Interessant wird zu beobachten sein, dass Brasilien und Russland 2017 die Rezession hinter sich lassen können.

Was halten Sie von Japan?

Der Markt profitiert von der Schwäche des Yen, was zu einer Erhöhung der Gewinne pro Aktie führt. Der Fokus der Unter­nehmen auf den «Return on Equity» wird die aktionärs­freund­liche Praxis weiter unter­stützen. Japan ist auch wegen der poli­tischen Stabi­lität und dem Einfluss der Mass­nahmen inte­ressant. Eine Aktien­prämie für poli­tische Events gibt es in Japan nicht.

Wie betrachten Sie Europa?

Wegen den politischen Unsicher­heiten ist es für einen Einstieg noch zu früh. Die kommenden Wahlen in Deutschland und Frankreich sorgen zusammen mit der Konso­li­dierung in Gross­britannien wegen dem Brexit für grosse Unsicher­heiten. Die Bewer­tungen sind günstig, aber wir brauchen mehr Klar­heit. Und es braucht einen Kata­ly­sator.

Setzen Sie auf Gold?

Die Konse­quenzen von steigenden Zinsen und US-Dollar sind nicht gut für das Gold. Der Preis befindet sich seit November unter Druck. Nur für das Risiko-Mana­gement als Absicherung gegen geo­poli­tische Risiken ist Gold ein Thema. Weil die Aktien­märkte sich über­raschend gut entwickelten, wäre momentan unter 1’150 US-Dollar kein schlechter Ein­stiegs­punkt.

Was sind Ihre Empfeh­lungen für Schweizer Aktien?

Schweizer Aktien sind ein «seltsame Tier». Sie haben sich schlechter entwickelt als der EURO STOXX 50, den sie normaler­weise outper­formen in einem wenig «tragenden» Umfeld. Der Banken-, Gesund­heits- und Luxus­sektor ist unter Druck, was sich stark im Index auswirkt. Nestlé war in diesem Umfeld auch nicht so stabil. Mit den höheren Zinsen wird es nicht einfacher. Wir bevor­zugen Adecco als Value Player und LafargeHolcim, das von zuneh­mender Bautä­tig­keit profi­tiert. Swiss Re nutzen wir als Absicherung gegen steigende Zinsen.